• Installation
  • Interaktiv
  • Licht

2019, im Jahre 100 nach Bauhaus wurde Weimar zu Ehren der großen Meister rot,gelb und blau angestrichen. Für mich war das ein hervorragender Anlass um mit einem der Bauhausmeister abzurechnen.
Johannes Itten hatte mir mit seiner Farbenlehre und den darin proklamierten Grundfarben (rot, gelb, blau), aus denen sich angeblich alle anderen Farben mischen lassen das Leben schon lange schwer gemacht.
Also konzipierte ich ein Installation, die die NutzerInnen den Farblehrkult Ittens selbst demontieren lässt, indem sie die Kontrolle über eine der drei Lichtfarben (rot,grün!, blau) übernehmen um den Raum damit in (fast) alle Farben des sichtbaren Spektrums zu tauchen.

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Im Zusammenspiel mit der von Paulina Kiss erschaffenen Klangatmosphäre entstand ein atmosphärisch starkes Gesamtwerk, das abhängig von der Interaktion der NutzerInnen zwischen meditativer Konzentration und berauschenden Farbgewitter changierte.

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Zwar waren die meisten BesucherInnen vom Spiel mit den Farbkanonen so fasziniert, dass sie vermutlich wenig darüber nachdachten, dass sie da mit Grundfarben hantieren, dafür stellte sich der Raum aber als eindrucksvolles Instrument heraus um diesen Sachverhalt den Anwesenden zu demonstrieren.

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Außerdem konnte ich zu meinem entzücken beobachten wie eine Art Meta-Installation ganz von selbst entstand: Einige BesucherInnen untersuchten die von der Decke hängenden Buchstaben und stellten zögerlich fest, dass ihre Bewegungen das Licht im Raum und auch die Soundlandschaft beeinflussten. Weitere Besucherinnen schauten den EntdeckerInnen in gebührendem Abstand zu und bildeten so, von außen betrachtet, eine Art Publikum. Weitere Honzukommende verstanden sofort: "Aha, eine Performance", und versuchten herauszufinden, was die drei mit Buchstaben Wedelnden in der Mitte des Raumes darstellen wollen.

Technisch gesehen war das Projekt Herausforderung und großer Spaß zugleich. Im Grunde habe ich drei Controller gebaut, die mithilfe integrierter IMUs ihre eigene Orientierung im Raum feststellen und an ein zentrales System senden. Dieses System weiß also wohin der Buchstabe F zeigt und aktiviert die versteckten Scheinwerfer die auf diese Stelle leuchten in der, dem Buchstaben zugeordneten Farbe grün. Die Nutzerin hat also das Gefühl sie hätte eine Art Taschenlampe mit grünem Licht in der Hand mit der sie im Raum herumleuchten kann, ohne dass die "Taschenlampe" aber tatsächlich leuchtet. Außerdem lässt nach oben zielen den gesamten Raum in der entsprechenden Farbe erstrahlen. Auch diebAtmosphärischen, den einzelnen Grundfarben zugeordneten Klänge wurden mit den "Taschenlampen" scheinbar durch den Raum bewegt. Tatsächlich wurden auch hierbei nur die Intensität des entsprechenden Klangs verändert und entsprechend der Orientierung der Taschenlampe aus den entsprechenden Lautsprechern ausgegeben.

Anfänglich als bloße Richtigstellung des Fehlers in der Farbenlehre Ittens geplant habe ich während der Konzeption der Installation gemerkt, dass es eigentlich gar nicht so wichtig ist, welche Farben man als Grundfarben bezeichnet. Viel spannender ist zu sehen, welche unendliche Vielfalt sich aus nur drei Farben generieren lässt, wenn man beginnt mit ihnen zu spielen.

Fotos: Lucas Zimmermann

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