Die Grundidee von "2x3=4" war es, einen ergebnisoffenen Prozess zu entwickeln und zu begleiten, der "Irgendetwas für den Campushinterhof" entwickelt. Daraus entstand eine Hop-on-hop-off Workshopreihe, deren Ergebnis wiederum die "Unsichtbar" war. Die "Unsichtbar" war ein Hybrid aus leuchtender Ausstellung von Haikus der NutzerInnen des Campushinterhofs und einer (fast) unsichtbaren, hängenden Ein-Personen-Bar. Alles war in der Blaufichte, dem bis dahin ungenutztesten Ort des Innenhofs angesiedelt.

(Ja: die Fichte wurde zugleich zur Lichtinstallation, Ausstellung und einer Bar. Und Ja: Die Bar hing im Baum. )
Der Ausgangspunkt für das Workshopformat war der Wunsch die Möglichkeiten gemeinschaftlicher Gestaltung zu erforschen. Ich habe versucht eine Art Plattform zu erschaffen. Ein offenes Workshopkonzept, dass von PassantInnen auf dem Campus betreten und verlassen werden konnte und das dabei trotzdem konsequent auf ein Ergebnis hinarbeitet. Was "das Ergebnis" sein würde, wurde aber erst im Laufe des Prozesses von dein Teilnehmenden selbst erarbeitet. Ich nahm dabei gewissermaßen eine Moderatorenrolle ein. Durch eigens entwickelte Impulsformate, wie beispielsweise den "Information Overload", versuchte ich die Beteiligten zu inspirieren ohne sie zu konkret zu beeinflussen. Außerdem gestaltete ich einige Workshopmaterialien um den kreativen Fluss der TeilnehmerInnen möglichst geschmeidig fließen zu lassen.

Parallel dokumentierte ich die Ideen der TeilnehmerInnen und arbeitete sie z.b. als Plakate auf. Diese Plakate konnten dann in den folgenden Worshops als Ausgangspunkt dienen um die Gedanken und Ideen der nicht mehr Anwesenden weiter zu verfolgen. Wer dazu kam konnte so nachlesen oder sehen, was die Menschen der vorangegangenen Workshops erarbeitet hatten und davon ausgehend weiterspinnen.

Für den letzten Teil, den Bauworkshop, habe ich aus den Essenzen der einzelenen Konzepte ein Finales fusioniert und grobe "Pläne" für die "Unsichtbar" gezeichnet. Diese "Pläne" hingen dann auf der Baustelle aus und die "Laufkundschaft" der letzten Phase konnten diese dann nach ihren eigenen Vorstellung abwandeln und umsetzen. Im Zweifel lag die Entscheidungshoheit immer bei den gerade Anwesenden und weniger in den Plänen der nicht mehr Anwesenden.

So wurde pünktlich zur summaery 2018, der Jahresausstellung der Bauhaus Uni Weimar, die "Unsichtbar" fertig. Ein eigenwilliger Hybrid aus Lyrikausstellung, leuchtender Installation und hängender Hinterhofbar.
Man konnte um den Baum gehen und die auf Leuchtschirme gedruckte Haikus lesen, oder in den Baum eintreten, ein Bier kaufen und mit der BarkeeperIn Lebensweisheiten austauschen. Das Barpersonal bestand aus einer Person, die "im Baum hängt" und Getränke verkauft. Eine zweite SpringerIn brachte aus dem versteckten Lager Nachschub und war als Toilettengang-Backup zur Stelle. Diese Bar hat nicht nur erstaunlich gut als Bar funktioniert sondern auch für besondere Begegnungen zwischen BarkeeperIn und KundIn gesorgt. Insgesamt entfaltete die Blaufichte eine eigenartig intime, irgendwie magische Atmosphöre und wurde dadurch vom unwirtlichen Ort zur Begegnusstätte.